Ënnerstëtzen, Ëmbauen, Erneieren – E grénge Stimulus nom Corona-Schock

Briefing de presse

7. Mai 2020

Nachdem sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zum Jahresanfang noch auf China begrenzten, kann man spätestens seit Beginn der Ausgangssperren in Europa und dem weltweiten Kursrutsch an den Börsen Mitte März von einer globalen wirtschaftlichen Schockstarre sprechen.

Das Besondere an dieser Krise ist, dass es sich um einen weitgehend unvorhergesehenen externen Schock handelt, der sich quasi zeitgleich um den gesamten Globus ausbreitet. Er wirkt sowohl über die Angebots- als auch über die Nachfrageseite. Ausgangspunkt war, im Gegensatz zu 2008, eine Krise der Realwirtschaft, deren Übergreifen auf das Finanzsystem zwischenzeitlich nur durch massive geld- und fiskalpolitische Interventionen verhindert werden konnte.

Vor dem Hintergrund der potentiell dramatischen Auswirkungen auf Unternehmen und Haushalte, erklären sich die umfangreichen Maßnahmen der Regierung seit Beginn der Krise. Instrumente wie die Kurzarbeit, der Sonderurlaub aus familiären Gründen oder die verschiedenen Finanzhilfen an Unternehmen, waren von entscheidender Bedeutung, um Arbeitsplätze zu sichern und durch die Ausgangssperren verursachten sozialen Härten abzufedern. Ein exponentieller Anstieg der Arbeitslosigkeit konnte bisher vermieden, die Kaufkraft vieler Haushalte gesichert werden. Auf der Unternehmensseite haben die Liquiditätshilfen eine Pleitenserie während der Ausgangsbeschränkungen abgewendet, wodurch ein Substanzverlust der Wirtschaft abgewendet werden konnte.

Die zunehmend negativen volkswirtschaftlichen Ausblicke und Hochrechnungen der letzten Wochen machen aber deutlich, dass auch nach Lockerung der Ausgangsbeschränkungen wirtschaftliche Risiken bestehen. Rechneten die OWZE (-1,2% ) oder die EU-Kommission (-1% ) Anfang März noch mit einer moderaten Schrumpfung der Wirtschaft, so gehen rezentere Schätzungen des STATEC für Luxemburg bereits von einem Baseline-Szenario von -6% für 2020 aus . Aktuell geht das STATEC von einem „V-Szenario“ aus, d.h. einer schnellen Erholung der Konjunktur im Jahr 2021. Dennoch deuten mit Blick auf Europa und die Welt auch eine Reihe von Faktoren auf eine längerfristige Rezession (z.B. 30 Millionen Arbeitslose in den USA oder eine nie dagewesene Kapitalflucht aus Schwellen- und Entwicklungsländern ).

 

Nachhaltige Investitionen statt blinder Austerität

Die bisherigen Stützmaßnahmen werden sich nur dann gelohnt haben, wenn sich die Wirtschaft in den kommenden Monaten schnell erholen und danach konsequent in eine nachhaltige Richtung weiterentwickeln kann. Nicht trotz, sondern gerade wegen der enormen Kosten der schon beschlossenen Wirtschaftshilfen gilt es also, den gefährlichen Trugschluss zu vermeiden, man müsse jetzt schnellstmöglich auf einen harten Sparkurs umschwenken. Im Gegenteil: es braucht gerade jetzt ein ambitioniertes, zukunftsorientiertes Handeln der Politik, um allen wirtschaftlichen Akteuren Planungssicherheit zu bieten und die Verunsicherung in Sachen Zukunftsperspektiven zu reduzieren.

Vor dem Hintergrund der konjunkturellen Lage und der soliden Staatsfinanzen Luxemburgs, ist deshalb jetzt der richtige Moment, um auf nationaler Ebene entschiedene wirtschaftspolitische Maßnahmen im Sinne des Europäischen Green Deal auf den Weg zu bringen. Es geht darum, die kurzfristigen Notwendigkeiten (konjunkturelle Stabilisierung) und die langfristige Weiterentwicklung unseres Arbeits-, Lebens- und Gesellschaftsmodells (Energie- und Verkehrswende, Dekarbonisierung der Wirtschaft, Digitalisierung) zusammenzubringen.

Wir brauchen einen Aufbruch, der Klimaschutz, ökonomische Dynamik und sozialen Ausgleich zusammenbringt. Anstatt quantitativen Wachstums um jeden Preis, muss das Ziel eine qualitative Weiterentwicklung unseres Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells sein. Die Leitprinzipien staatlichen Handelns müssen deshalb die ökologisch-soziale Verantwortung der Unternehmen, die Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Lieferketten, sowie Ressourcen- und Energieeffizienz sein.

Das bedeutet konkret:

1. Staatliche Zukunfts-Investitionen beschleunigen:
Direkte Investitionen in öffentliche Infrastruktur fördern langfristig die Konjunktur und machen unser Land gleichzeitig widerstandsfähiger. Luxemburg hat hier in den vergangenen Jahren schon massiv investiert und auch für die nächsten Jahre waren bereits große Investitionen in Erneuerbare Energien, sanfte Mobilität (z.B. Fahrradwegenetz), öffentlichen Transport (z.B. Schienen- und Netzinfrastruktur, Tramausbau) und Elektromobilität (z.B. E-Auto Aufladestationen) geplant. Es gilt jetzt, die Investitionsstrategie der Regierung konsequent weiter zu verfolgen.
Auch die öffentlichen Investitionen in den Umwelt- und Naturschutz (z.B. Hochwasserschutz, Wasseraufbereitung, Erhaltung der Wälder, Abfallvermeidung und -wirtschaft) müssen weiterhin oberste Priorität haben und konsequent weitergeführt werden. Diese Investitionen stärken den Naturschutz und machen unsere Gesellschaft und Wirtschaft somit langfristig widerstandsfähiger und nachhaltiger. Darüber hinaus brauchen wir weiterhin ein hohes Maß an Investitionen in die digitale Infrastruktur und in bereits begonnene Digitalisierungsprozesse, z.B. im Bereich der digitalen Verwaltungen und im Gesundheitsbereich.

2. Ökologisches Sofortprogramm für die Modernisierung der Wirtschaft:
Transformative, CO2-freie Verfahren und Prozesse müssen wir noch stärker durch direkte Zuschüsse fördern. Es ist davon auszugehen, dass viele Unternehmen in den kommenden Monaten nötige Investitionen auf die lange Bank schieben, weil sie verunsichert sind. Dies hätte nicht nur mittelfristig negative Auswirkungen auf ganze Sektoren unserer Wirtschaft (Handwerk, Baugewerbe, …), sondern würde auch die ökologische Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft langfristig schwächen. Es ist deshalb wichtig, trotz Corona-Krise ein günstiges und sicheres Investitionsklima zu erhalten und kurzfristige Anreize für Zukunftsinvestitionen zu schaffen.
Die Regierung hat in den vergangenen Jahren bereits ein ganzes Instrumentarium an Investitionshilfen eingerichtet, um die Bürger*innen und Unternehmen bei Zukunftsinvestitionen in die Energie- und Verkehrswende zu unterstützen. Es muss geprüft werden, inwiefern bestehende Programme, wie die Zuschüsse für energetische Sanierungen, für erneuerbare Energien und für nachhaltige Mobilität (E-Autos, Fahrräder), kurzfristig erhöht und die im Klimaplan (PNEC) vorgesehenen neuen Klimabonusprogramme und Investitionshilfen frühzeitig auf die Beine gestellt werden können.

3. Staatliche Hilfen und Beteiligungen an Qualitätskriterien binden:
Um Unternehmen zu helfen, die durch die Pandemie in Existenznöte geraten, wollen wir großzügige staatliche Unterstützung mobilisieren. Sollten in den nächsten Wochen und Monaten direkte staatliche Beteiligungen nötig sein, dann müssen diese an konkrete Auflagen gebunden sein. Nur so kann ein besseres sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Wirtschaften für die jeweiligen Branchen zur Realität werden (z.B. die EU-Kriterien für nachhaltige Investitionen – „Grüne Taxonomie“).
Wenn der Staat sich mit Steuergeldern an Unternehmen beteiligt, muss er als Investor auch Mitspracherechte haben und Einfluss auf die Unternehmensstrategie nehmen können.
Es geht darum, einen gesellschaftlichen Mehrwert zu erzeugen und gezielt die Chancen von Klimawende, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft in die Geschäftsmodelle zu integrieren. Klima- und umweltschädliche Aktivitäten und Risiken müssen offengelegt und konsequent reduziert werden. Sollten auch Banken oder andere institutionelle Investoren wegen ihrer Abhängigkeit von den Börsenwerten der Erdölkonzerne oder anderer fossilen Industrien in Schwierigkeiten geraten, müssen staatliche Hilfen an die Bedingung geknüpft werden, dass sie sich verpflichten, ihre klimaschädlichen Beteiligungen abzustoßen und in grüne Anlagewerte zu investieren.

4. Positive Dynamik bei der Telearbeit aufrechterhalten:
Die kurzfristigen Pandemie-Maßnahmen haben große Teile unserer Bevölkerung kurzfristig ins Homeoffice und unser Land in einen nationalen Telearbeit-Modus versetzt. Die wertvollen Erfahrungen aus diesem Echtzeit-Experiment müssen wissenschaftlich aufgearbeitet werden und in eine neue nationale Telearbeit-Strategie einfließen. Das Potential für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Verbesserung unserer Luftqualität, die Vermeidung von Staus, die Wiederbelebung von Dorfleben, usw. ist gewaltig und muss kurzfristig umgesetzt werden. Daneben müssen Verhandlungen mit den Nachbarstaaten in der Großregion aufgenommen werden, um die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen so anzupassen, dass alle davon profitieren können.

5. Öffentlichen Wohnungsbau beschleunigen:
Um die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie kurzfristig abzufangen, hat die Regierung den Mietzuschuss erhöht und die Zulassungskriterien vereinfacht. Trotzdem beherrscht immer noch ein sehr hohes Angebotsdefizit den luxemburgischen Wohnungsmarkt, was schnell steigende Preise zur Folge hat. Die Zahl der Menschen in Luxemburg, die mehr als 40% ihres Einkommens für ihre Wohnung ausgeben müssen, steigt somit stetig. Angesichts der hohen Nachfrage, kann nur eine staatliche Wohnungsbauoffensive den negativen Trend der letzten Jahre verlangsamen. Die Priorität des Staates muss bei der Schaffung von bezahlbarem und ökologisch nachhaltigem Wohnraum liegen, der langfristig in öffentlicher Hand bleibt.

6. Europäische Schuldenbremse aussetzen:
Im Zuge der Eindämmung der Corona-Krise wurden die europäischen Defizitregeln für dieses Jahr ausgesetzt. So dürfen die EU-Mitgliedsstaaten in diesem Jahr ein Defizit von mehr als 3% ihres BIP aufweisen, um die Wirtschaft zu unterstützen. Angesichts der tiefen wirtschaftlichen Konsequenzen der Krise sowie der notwendigen Umorientierung hin zu mehr Nachhaltigkeit, geht der Bedarf an Investitionen jedoch weit über diesen kurzen Zeithorizont hinaus. Um die Versuchung einer fast schon reflexhaften Rückkehr zur Austeritätspolitik in den EU-Staaten entgegenzuwirken, müssen deshalb die europäischen Defizit- und Verschuldungsregeln nicht nur für ein Jahr, sondern für mindestens drei Jahre ausgesetzt werden.

7. EU Recovery Fund auf die Beine stellen:
Wir brauchen eine europäische Antwort auf die Corona-Krise in Form eines gemeinsamen Recovery Funds, der durch gemeinsame Anleihen die Krisenlast gemeinsam und solidarisch schultert. Die Ausgabeziele des Fonds sollten sich an den Pariser Klimaschutzzielen und dem Green Deal orientieren. Angesichts der Herausforderungen braucht es einen Umfang von mindestens 1000 Milliarden Euro. Die gemeinsame Verschuldung entlastet die nationalen Schuldenquoten und sollte nach ökonomischer Leistungsfähigkeit geschultert werden.

8. EU Green Deal beschleunigen:
Künftige Konjunkturprogramme müssen europäisch miteinander verknüpft werden im Sinne eines EU Green Deal, damit sich alle Länder im europäischen Binnenmarkt nachhaltig entwickeln können. Wie Frans Timmermans, erster Vize-Präsident der EU-Kommission kürzlich richtig feststellte, ist der Green Deal kein Luxus, der in Krisenzeiten über Bord geworfen wird, sondern von grundlegender Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit Europas. Ersten Versuchen, ihn unter dem Deckmantel der Corona-Pandemie aufzuweichen oder aufzuschieben, stellen wir uns entschieden entgegen. Der Green Deal muss mit den Mitteln des angekündigten Recovery Funds zum Pakt für die ökologisch-soziale Transformation der Wirtschaft werden.

 

Virsuergen, Solidaresch sinn, Zesummeschaffen

Eist Gesondheetswiese méi widderstandsfäeg maachen

Die Corona-Pandemie führt uns deutlich vor Augen: ohne krisenfestes Gesundheitssystem kann eine Gesellschaft sehr schnell ins Chaos abrutschen. Jahrelanges Kaputtsparen der öffentlichen Gesundheitssysteme wurde Italien und Spanien fast zum Verhängnis. Länder, in denen die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung nicht auf dem Solidaritätsprinzip basiert, sondern durch die neoliberale Rechnung von Eigenverantwortung und Profitdenken im Gesundheitswesen bestimmt wird, traf es besonders hart.

In Luxemburg hat unser Gesundheitswesen den Corona-Stresstest bisher gut gemeistert, nicht zuletzt wegen des beispiellosen Einsatzes des Personals, der solidarischen Disziplin der Bürger*innen und des vorausschauenden Krisenmanagements aller Verantwortlichen.

Unser Gesundheitswesen verfügt über ein gut ausgebautes System der Diagnostik, eine im weltweiten Vergleich gute Akutversorgung mit zahlreichen Intensivbetten und eine gute technische Ausstattung. Zugleich ist aber deutlich geworden, dass insbesondere bei der personellen Situation in der Pflege, bei der digitalen Vernetzung, sowie bei der Beschaffung und Bevorratung von Schutzausrüstung Verbesserungspotentiale bestehen.

Das bedeutet konkret:

1. Mit ganzheitlicher Politik gegen Zoonosen vorgehen:
Die Megatrends unserer Zeit – Globalisierung, Urbanisierung, Rückgang von Biodiversität, Bevölkerungswachstum und Klimawandel – befördern sogenannte „Zoonosen“, also Infektionskrankheiten die vom Tier auf den Menschen überspringen können. Lebensräume schrumpfen durch Trockenheit und Überflutung, oder weil Wälder für landwirtschaftliche Produktionsflächen abgeholzt und Staudämme errichtet werden. Gleichzeitig wird die Welt durch Flugreisen und den globalisierten Warenverkehr immer kleiner. Virologen sprechen von etwa 40 weiteren zoonotischen Viren mit einem Pandemie-Potenzial von Sars-CoV-2 . Wenn wir unsere globale Gesundheitspolitik nicht überdenken, könnten uns solche Pandemien in Zukunft öfter heimsuchen. Deshalb braucht es jetzt auf Ebene der Weltgesundheitsorganisation die Einrichtung eines Ständigen Ausschusses für die Erforschung und Vorbeugung von Zoonosen.

2. Krankenpfleger-Ausbildung aufwerten:
Der aktuelle Studiengang wird mit einem BTS (Brevet de technicien supérieur) „honoriert“. Dieses Diplom ermöglicht keine weiterführende Ausbildung im Ausland und auch keine Spezialisierungslehrgänge. Selbst die Ausbildung zum/zur spezialisierten Krankenpfleger*in hierzulande (Pädiatrie, Psychiatrie…) ist nur ein BTS wert. Diese Studiengänge müssen schnellstmöglich auf Bachelorniveau gebracht werden, um den Studierenden sowohl die symbolische Wertschätzung der Gesellschaft für ihre Berufsentscheidung zu vermitteln als auch weiterführende Studien- und Karrieremöglichkeiten in der Krankenpfleger*innen-Laufbahn zu ermöglichen. Neben den Verbesserungen im Bereich der Studien, ist es zwingend notwendig, der Überlastung der Pflegekräfte im Krankenhaus, Pflege- und Betreuungseinrichtungen durch eine Personalaufstockung entgegenzuwirken. Des Weiteren muss die Zeit, die das Pflegepersonal administrativen Aufgaben widmen muss, reduziert werden. Dies kann zum Teil durch eine Digitalisierung der meist noch umständlich auf Papier geführten Patientenakten und Krankenhausdokumentationen erreicht werden.

3. Medizinstudium in Luxemburg ausbauen:
Ab September startet der Bachelor der medizinischen Grundausbildung an der Medical School Luxembourg. Dies ist ein wichtiger Schritt, auf welchen schnellstmöglich ein Master-Studiengang folgen muss. Aufgrund des sehr unterschiedlichen Aufbaus des Medizinstudiums in sowohl unseren Nachbarländern als auch im restlichen EU-Ausland ist ein Wechsel nach dem Bachelorstudium in ein anderes System äußerst schwierig. Auch die immer strenger werdenden Quoten für ausländische Medizinstudenten erschweren den Zugang zum Medizinstudium im Ausland fortwährend. Das medizinische Grundstudium muss in Zukunft integral in Luxemburg angeboten werden.

4. Dem schleichenden Ärztemangel entgegenwirken:
Die Förderung gemeinschaftlicher Arztpraxen, sowie die Aufwertung der medizinischen Aktivität von Allgemeinärzten und verschiedener Spezialisten sind unabdingbar, um die Ausübung des Ärzteberufes attraktiver zu gestalten und dem steigenden Risiko des Ärztemangels sowohl im Krankenhauswesen als auch im ländlichen Raum vorzubeugen.

5. Pandemiegesetz und Katastrophenpläne modernisieren:
Wir brauchen unbedingt ein modernes Pandemiegesetz, in dem alle nötigen Zuständigkeiten und Prozeduren definiert werden. Unsere Pandemie- und Katastrophenpläne müssen überarbeitet und regelmäßig überprüft werden. Notfallübungen, wie das Katastrophenszenario auf Belval 2019 sind ein gutes Training für den Ernstfall und sollten regelmäßig stattfinden.

6. Notfallkapazitäten für den Krisenfall ausbauen:
Das geplante Militärkrankenhaus in Esch sollte in Zukunft die Funktion eines nationalen Katastrophenkrankenhauses übernehmen und im Ernstfall schnell Reservekapazitäten wie z.B. Notfallbetten, Ventilatoren, Schnelltests und Schutzkleidung mobilisieren können. Außerhalb von Krisenzeiten könnten die Infrastrukturen des Militärkrankenhauses für Forschungsprojekte und die Ausbildung von Ärzten und Fachkräften genutzt werden.

7. Lektionen der Krisen-Telemedizin ziehen:
Der durch die Krise entstandene Aufschwung bei der Digitalisierung unseres Gesundheitswesens muss genutzt werden, um Telemedizin und andere für die Versorgung und die Forschung sinnvolle digitale Angebote in Einklang mit den höchsten Datenschutzstandards auszubauen. Die Erfahrung aus der Telemedizin während der Krise sollten wissenschaftlich aufgearbeitet werden.

8. Mit Präventivmedizin schwere Verläufe reduzieren:
Da Patienten mit einem geschwächten Immunsystem anfälliger sind für schwere Verläufe bei Infektionen vom Typ Covid-19, gilt es als Staat eine gute Präventivmedizin, Lebenshygiene, sowie die Früherkennung und systematische Betreuung von Patienten mit chronischen Krankheiten sicherzustellen. Der Umweltmedizin fällt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Mit der koordinierten Anwendung dieser verschiedenen Strategien, kann die Zahl schwerer Verläufe reduziert und somit die Intensivstationen entlastet werden.“

9. EU-Koordination bei medizinischer Versorgung und Katastrophenschutz verbessern:
Wir stehen in der gemeinsamen Verantwortung, denen zu helfen, die die Krise am härtesten trifft. Es gilt, bei der nächsten Pandemie besser gerüstet zu sein. Dafür muss das European Center for Disease Prevention and Control (ECDC) gestärkt und ein European Health Corps gegründet werden, das aus regulären Mitarbeiter*innen europäischer Krankenhäuser besteht, die im Krisenfall schnell mobilisiert und in besonders betroffenen Regionen eingesetzt werden können. So sollen nie wieder Krankenhäuser in Europa in die Lage kommen, Menschen nicht angemessen medizinisch versorgen zu können.

10. Europäische Anstrengungen in der Impfstoffforschung verstärken:
Wir brauchen einen EU-Corona-Forschungsfonds für Medikamente und Impfstoffe, die dann unter Gemeinwohllizenz vermarktet werden.

11. Abhängigkeit von Drittländern bei medizinischen Gütern reduzieren:
Wir brauchen eine europäische Produktion von Medikamenten und medizinischer Ausrüstung, sowie die bestmögliche Ausnutzung der gemeinsamen Test- und Behandlungskapazitäten. Die Mitgliedsstaaten sollten die Beschaffung gemeinsam organisieren, bzw. untereinander abstimmen, um zu verhindern, dass man sich gegenseitig Konkurrenz macht.

 

Recht op Bildung, och an der Pandemie

Schoulen a Crèchë virsiichteg opmaachen

Die Schulschließungen waren angesichts des gebotenen Vorsorge- und Vorsichtsprinzips in der ersten Phase der Pandemie-Bekämpfung wichtig. Dennoch mussten wir in den acht Wochen seit Schließung der Schulen feststellen, dass die Konsequenzen davon Kinder und Jugendliche ganz unterschiedlich treffen. Wer in engen Wohnungen, wer ohne Garten, ohne Internetanschluss oder ohne einen ruhigen Platz für die Hausaufgaben lebt, wer keine Eltern hat, die bei den Hausaufgaben helfen können, den treffen geschlossene Kitas und Schulen besonders hart. Kinder und Jugendliche, die in einer Umgebung ohne soziale Anregung leben, ohne Kontakt zu Freundinnen und Freunden, halten diesen Lockdown schwerer durch.

Es ist deshalb richtig, dass die Regierung eine vorsichtige und von vielen Sicherheitsmaßnahmen begleitete Öffnung der Schulen und Betreuungseinrichtungen beschlossen hat. Alle Kinder und Jugendlichen haben das gleiche Recht auf Bildung und Zukunftschancen. Die Ungerechtigkeiten, die im Zuge der Schulschließungen unweigerlich entstanden, müssen schnellstmöglich wieder beseitigt werden.

Das bedeutet konkret:

1. Kinder stärken, in dem Lernen in der Klasse und Leben in der Gruppe wieder möglich wird:
Die intensive Zeit innerhalb der Familie tat vielen Kinder sicherlich gut, dennoch ist das Lernen in der Gruppe mit und voneinander sehr wichtig für die schulische wie soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Durch den direkten Austausch mit dem/der Lehrer*in können schulische Defizite besser entdeckt werden und viel besser erarbeitet werden.

2. Familien entlasten, weil Homeoffice und Homeschooling gleichzeitig einfach nicht vereinbar ist:
Zahlreiche Familien spüren die Grenzen des oft zweifach geteilten Homeoffice und der Kinderbetreuung und Begleitung der Hausaufgaben der Kinder. Neben Lautstärke, Bewegungsdrang und infrastrukturellen Herausforderungen, stellt auch das organisatorische Lernen und Arbeiten viele Familien vor große Herausforderungen. Besonders Alleinerziehende oder Menschen, die auf kleinem Raum zusammenleben, trifft die Krise doppelt und dreifach.

3. Soziale und sprachliche Ungleichheiten abbauen, weil jedes Kind ein Recht auf Bildung und Förderung hat:
Die Mehrsprachigkeit unseres Landes und seiner Bewohner macht sich in der schulischen Entwicklung bemerkbar. Eltern können Kinder oft nicht beim Erlernen von Sprachen unterstützen und fördern, so dass die Betreuungsstrukturen und Schulen diese wichtige Aufgabe wahrnehmen. Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Milieus sind umso mehr auf die Förderung von außen und heterogene soziale Kontakte angewiesen.

4. Gewalt und Missbrauch erkennen, melden und entgegenbeugen:
Schulöffnung bedeutet auch Kinderschutz. In den meisten Fällen wird Gewalt und Missbrauch an Kindern vom Umfeld des Kindes in den Schulen und Betreuungsstrukturen gemeldet und die nötigen Verfahren eingeleitet. Bei der Isolation der Kinder im familiären Haushalt bleibt diese wichtige äußere Bezugsquelle von Kindern und jungen Menschen auf der Strecke. Dies kann schwerwiegende entwicklungspsychologische Folgen haben.

5. Soziale Bindungen und non-formales Lernen fördern:
Neben dem Lernen in der Schule, lernen Kinder und Jugendliche in der non-formalen Bildung wie der Maison Relais, Jugendhäusern und Jugendorganisationen. Die Entwicklung von Fähigkeiten, das Agieren in der sozialen Gruppe, und das Erlernen von neuen Kompetenzen im kreativen, sportlichen oder technischem Bereich fördern maßgeblich die Entwicklung junger Menschen und erweitern ihr Bildungsspektrum.

6. Jungen Menschen mit Beeinträchtigungen die nötigen medizinischen und sozio-pädagogischen Unterstützungsmaßnahmen geben:
Die Folgen der Corona-Krise treffen Familien mit behinderten Kindern und Jugendlichen besonders hart. Wo sonst gezielte medizinische und pädagogische Hilfe und Betreuung den Alltag dieser Familien entlastet hat und die Betroffenen gefördert wurden, sind die Familien nun auf sich allein gestellt. Ohne die nötigen Räume, Fördermittel und fachliches Wissen, ist die Situation ungemein belastend für die Familien. Auch wenn spezifische Strukturen noch nicht öffnen können und viele der Kinder besonders gefährdet sind, wird gezieltes Coaching und Unterstützung gebraucht.

7. Frauen fördern und von der doppelten Herausforderung der Care- und Lehrarbeit, sowie dem Homeoffice befreien und dadurch berufliche Chancengleichheit zwischen Männer und Frauen wieder herstellen:
Oft sind es die Frauen die den Sonderurlaub aus familiären Gründen in Anspruch nehmen und sich der Kindererziehung annehmen. Oft sind es wiederrum sie, die neben der Kinderbetreuung auch die Haushaltsarbeit übernehmen. Wir dürfen in dieser Krise nicht zurück in patriarchalische Systeme fallen, sondern sie als Chance nützen um Care-Arbeit, wie in der Pflege und dem Putzsektor, wo wiederrum vermehrt Frauen arbeiten, zu wertschätzen und zu einem anderen Stellenwert zu verhelfen.

Der zweite Schulanfang, der uns bevorsteht, wird dabei sicher anders verlaufen als gewöhnlich. Er wird phasenweise und unter strengem Hygieneschutz in den Schulbussen, Klassenräumen und Pausenhöfen stattfinden. Es gibt keinen plötzlichen Rückweg in die Normalität, aber es darf auch kein Schwarzweißdenken geben. Alle Teilnehmer*innen an diesem komplexen Prozess müssen zusammenarbeiten, so wie beim Weg in den Lockdown vor einigen Wochen.

 

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