Energiepolitik am Scheideweg? Regierung verpasst klares Bekenntnis gegen Atomenergie!

Communiqué de presse

16. Juni 2025

Heute beraten die Energieminister*innen der EU-Mitgliedstaaten in Luxemburg über die Zukunft der europäischen Energieversorgung. Auf der Tagesordnung steht unter anderem das neue Programme Indicatif Nucléaire pour la Communauté (PINC), welches den Ausbau der Atomkraft in Europa darlegt – inklusive Laufzeitverlängerungen alter Reaktoren und Milliardeninvestitionen in neue Anlagen.

Mit Blick auf Luxemburgs historische Anti-Atom-Haltung wiegt es schwer, dass die Regierung sich im unmittelbaren Vorfeld dieser Tagung nicht auf Europäischer Ebene gegen die Renaissance von Atomkraft positioniert hat. „Angesichts der grenznahen Standorte Cattenom und Tihange sowie der bekannten Risiken der Atomkraft wäre ein Signal nötig gewesen. Wir fordern die Regierung auf, dies mit Nachdruck zu tun“, erklärt Joëlle Welfring.

Atomausbau trotz ungelöster Umweltprobleme und Sicherheitsbedenken

Laut PINC sollen die installierten Atomleistungen in der EU bis 2050 um 11% steigen. Gleichzeitig räumt die EU in ihrer Pressemitteilung ein, dass es nach wie vor keine gesicherten Endlager für hochradioaktive Abfälle gibt. Der Ausbau einer Technologie ohne Lösung für ihre gefährlichsten Nebenwirkungen ist nicht zukunftsfähig, schadet der Umwelt und sollte  vermieden werden“, so Jessie Thill, Umweltphysikerin und Vertreterin von déi gréng im „Nationalen Aktiounskomitee géint Atomkraaft“.

Hinzu kommt: Laufzeitverlängerungen veralteter Reaktoren bergen erhebliche Sicherheitsrisiken. Eine Greenpeace-Studie zeigt: Alte Anlagen wie jene in Cattenom erreichen niemals das Sicherheitsniveau neuer Reaktortypen. Eine Verlängerung der Laufzeit solcher Kraftwerke um bis zu 20 Jahren über die ursprünglich vorgesehene Betriebsdauer hinaus ist daher nicht vertretbar!

Atomkraft: teuer, langsam, ineffizient

Auch wirtschaftlich überzeugt Atomkraft kaum. Ein Beispiel aus Tschechien zeigt: Der Bau zweier Reaktoren wird in den nächsten elf Jahren über 18 Milliarden Euro kosten. Ähnliche Zahlen nennt auch der PINC Bericht: Allein für den Erhalt und Ausbau großer Reaktoren sind bis 2050 Investitionen von 240 Milliarden Euro vorgesehen. Kleine modulare Reaktoren würden weitere Investitionen fordern.

Jetzt großspurig in Forschung und Ausbau einer veralteten, ineffizienten Energieform zu investieren ist sinnlos, wenn mit Erneuerbaren wie Wind und Solar längst eine günstigere, saubere und lokal produzierbare Alternative bereitsteht“, sagt die zuständige Abgeordnete Joëlle Welfring, welche die Regierung aufruft, sich entschlossen hinter die Erneuerbaren zu stellen.

Regierung bleibt Antworten schuldig

Déi gréng haben sich im Parlament klar gegen Atomkraft positioniert. In einer Motion vom 11. Februar forderte Joëlle Welfring von der Regierung, sich gegen Laufzeitverlängerungen in Tihange und Cattenom einzusetzen – und das Parlament in diesen Prozess mit einzubinden. Die Motion wurde mit breiter Mehrheit angenommen, doch eine Rückmeldung der Regierung steht immer noch aus.

Eine weitere Question parlementaire urgente, die nach den diesbezüglichen diplomatischen Aktivitäten der Regierung fragte, wurde als „nicht dringend“ eingestuft – und bleibt seit mehr als drei Wochen unbeantwortet. Gerade jetzt, wo neue Reaktoren geplant werden, wäre ein klares politisches Signal der Geschlossenheit gegenüber Atombefürwortern notwendig gewesen. Dass dieses im Vorfeld der Tagung ausblieb, ist unverständlich.

Taten sprechen lauter als Worte

Im Koalitionsvertrag spricht sich aktiv die Regierung gegen Atomkraft aus. Dieses Bekenntnis ist zu begrüßen – aber ohne konkretes Handeln bleibt es folgenlos. Die heutige Tagung wäre die optimale Gelegenheit gewesen, diese Haltung klar zu vertreten: öffentlich, geschlossen, konsequent. Als déi gréng fordern wir die Regierung deshalb auf, Worten endlich Taten folgen zu lassen.

  • Mit einer klaren Positionierung gegen den Atomausbau auf EU-Ebene
  • Durch diplomatische Schritte gegenüber den Laufzeitverlängerungen in Belgien und Frankreich
  • Und mit echter Transparenz gegenüber dem Parlament und der Öffentlichkeit

Pressemitteilung

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